BV ESUG Online-Stammtisch zum Thema – Vergleich der deutschen und niederländischen Geschäftskultur

17. September 2024. Rechtsanwältin Femke Brömmekamp verglich in ihrem Vortrag die deutsche und die niederländische Geschäftskultur und die Unterschiede der beiden Länder in Insolvenz- und Sanierungsverfahren.

Die Märkte in Deutschland und den Niederlanden unterscheiden sich in wesentlichen Aspekten. Unternehmen, die in beiden Ländern erfolgreich sein wollen, müssen sich intensiv mit den jeweiligen Besonderheiten auseinandersetzen. Während in den Niederlanden das Kundenerlebnis und emotionale Aspekte eine zentrale Rolle spielen, stehen in Deutschland häufig konkrete Produkteigenschaften und Fakten im Vordergrund. Darüber hinaus prägen unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten und gesetzliche Rahmenbedingungen die jeweiligen Märkte. So ist der deutsche Markt beispielsweise durch eine höhere Bürokratie geprägt, während die Niederlande einen höheren Digitalisierungsgrad aufweisen.

Um in beiden Ländern eine erfolgreiche Geschäftsstrategie zu entwickeln, ist eine gründliche Marktforschung unerlässlich. Unternehmen sollten ihre Marketingansätze an die spezifischen Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen anpassen und kulturelle Unterschiede berücksichtigen. Die Deutschen sind eher Diplomaten, die sich in alle Richtungen absichern wollen. Bei den Niederländern wird: „Learning by doing“ gelebt. Einfach anfangen und dann sehen, wie es läuft – im Zweifelsfall wird improvisiert und improvisiert und angepasst. Networking wird in Deutschland immer wichtiger, spielt aber im Gegensatz zu den Niederlanden eine ehr untergeordnete Rolle. Die Niederländer sind absolute Netzwerker. Sie kommunizieren offener, Deutsche dagegen eher taktisch.

Sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden gibt es rechtliche Rahmenbedingungen, die Unternehmen und Privatpersonen in finanziellen Schwierigkeiten helfen sollen. Während in den Niederlanden das Konkursverfahren (faillissement) und die Umschuldung (schuldsanering) zentrale Instrumente sind, stehen in Deutschland neben der Regelinsolvenz auch die Verfahren ESUG und StaRUG zur Verfügung.

Ein Konkursverfahren wird in den Niederlanden durch einen förmlichen Antrag eingeleitet. Nach Prüfung durch das Gericht wird bei Vorliegen der Voraussetzungen ein Konkursverwalter bestellt. Dieser verwaltet das Vermögen des Unternehmens und handelt im Interesse aller Gläubiger. Ziel des Verfahrens ist es, das Vermögen zu verwerten und den Erlös an die Gläubiger zu verteilen. Ist eine vollständige Befriedigung der Gläubiger nicht möglich, wird das Verfahren nach Abschluss der Ermittlungen eingestellt.

Das niederländische Sanierungsverfahren bietet Unternehmen, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, die Möglichkeit, sich außerhalb eines förmlichen Insolvenzverfahrens zu restrukturieren. Ein besonderes Merkmal dieses Verfahrens ist die starke Position des Schuldners, der in der Regel das Recht hat, einen Sanierungsplan vorzulegen. Das Verfahren zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität aus, da es sowohl öffentlich als auch vertraulich durchgeführt werden kann.

Deutsche Unternehmer neigen dazu, ihre Unternehmen als präzise und effizient funktionierende Systeme zu betrachten. Veränderungen und unvorhergesehene Ereignisse werden oft als potenzielle Störungen wahrgenommen. Niederländische Unternehmer hingegen verstehen ihre Unternehmen eher als dynamische Einheiten, die sich ständig anpassen und neuen Herausforderungen stellen. Sie sehen Veränderungen als Chancen und sind bereit, Risiken einzugehen.

Weitere Details zu dem Vortrag können der Präsentation entnommen werden, die im Mitgliederbereich unter folgendem Link zur Verfügung gestellt wird: Online-Stammtische.

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